Arbeitsmarkt trotzt abkühlender Konjunktur
Das neuste Beschäftigungsbarometer des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes zeichnet ein gemischtes Bild der Schweizer Wirtschaft, schreiben sie in ihrer Medienmitteilung. Ihr Zustand ist weiterhin gut und besser als erwartet. Mehrere Anzeichen deuten aber auf eine abkühlende Konjunktur hin. Der Arbeitsmarkt brummt und zeigt sich davon bisher wenig beeindruckt.
Die Schweizer Wirtschaft sah im vergangenen Herbst einer drohenden Strom- und Gasmangellage entgegen. Dank des verhältnismässig milden Winters konnten aber drastische Massnahmen abgewendet werden und die Wirtschaft entwickelte sich besser als erwartet. Sie hält sich seither erfreulich und auch im ersten Halbjahr 2023 sind die Zahlen positiver als prognostiziert. Mit ein Grund für die bessere Entwicklung war der private Konsum, der von Corona-Nachholeffekten und der hohen Beschäftigungsquote profitieren konnte.
Das neuste Beschäftigungsbarometer des Schweizerischen Arbeitgeberverbands (SAV) zeigt erste Anzeichen einer abkühlenden Wirtschaft. So erreichte das Konjunkturbarometer der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) bereits im vergangenen März einen zwischenzeitlichen Höchstwert und sinkt seither kontinuierlich. Er liegt bereits seit Mai 2022 unter seinem längerfristigen Mittelwert von 100 Punkten. Die wirtschaftliche Abkühlung spiegelt sich auch an den leicht pessimistischeren Einschätzungen zur Geschäftslage in den meisten Branchen.
Die Dienstleistungsbranchen, die zuletzt vom lebhaften privaten Konsum profitierten, dürften angesichts der Teuerung zunehmend unter Druck geraten. In der exportorientierten Industrie trugen die gute Auftragslage und die starken Exporte zu einer positiven Einschätzung bei. Die sinkende Investitionsfreude als Folge der gestiegenen Zinsen sowie die Vielzahl globaler Unsicherheiten dürften aber auch in dieser Branche die Situation verschärfen. Die gestiegenen Zinsen machen sich auch in der Baubranche bemerkbar, in der die Auftragslage aktuell noch stabil ist.
Wenig beeindruckt von diesen Entwicklungen zeigt sich bisher der Arbeitsmarkt. So rechnen die Betriebe in allen betrachteten Branchen nach wie vor mit einem Stellenausbau. Der Fachkräftemangel bleibt also ein Thema, auch wenn sich die Wirtschaft abkühlt. Fast alle Branchen entwickeln sich aufgrund des Fachkräftemangels unter ihrem Potenzial. Der Arbeitskräftemangel bleibt somit der grösste Bremsklotz der Schweizer Wirtschaft. Demzufolge werden die Unternehmen auch künftig händeringend nach geeignetem Personal suchen. Mit einem starken Abklingen des Arbeitskräfteengpasses ist in naher Zukunft kaum zu rechnen. Zum einen besteht Nachholbedarf als Folge der vielen unbesetzten Stellen in den Betrieben – zum anderen sinkt das inländische Arbeitskräfteangebot durch das Ausscheiden der Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt ohne Kompensation durch jüngere Jahrgänge.