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Die Schweiz braucht beides: kluge Zuwanderung und kluge Reformen

Der 21. Observatoriumsbericht zeigt: Zuwanderung wirkt trotz Dichtestress und Druck auf den Wohnungsmarkt in der Summe deutlich positiv – sie stärkt die Beschäftigung, stabilisiert die Sozialwerke, federt die Alterung ab und schafft Wohlstand. Dies schreibt der Schweizerische Arbeitgeberverband auf seiner Website.

Der neue Observatoriumsbericht zum Freizügigkeitsabkommen belegt die Erwerbsorientierung der Zuwanderung aus EU- und EFTA-Ländern: 71 Prozent der Zuwanderer kamen direkt für eine Stelle in die Schweiz, weitere 18 Prozent als Familiennachzug von bereits Erwerbstätigen. Das Ergebnis ist eine Erwerbsquote von 86,8 Prozent und höhere durchschnittliche Beschäftigungsgrade bei Männern wie Frauen. Die ausländischen Arbeitskräfte bringen also das mit, was gebraucht wird. Und sie sind erstklassig ausgebildet: Über die Hälfte der zugewanderten EU/EFTA-Arbeitskräfte seit 2002 hat einen Hochschulabschluss. Und mehr als 90 Prozent von ihnen arbeiten heute in Berufen, in denen dieses Niveau auch wirklich gefragt ist.

Zuwanderung entlastet – sie verdrängt nicht

Der aktuelle Bericht bestätigt ausserdem einen Befund der Vorjahre: Die Zuwanderung schadet der inländischen Erwerbsbeteiligung nicht. Im Gegenteil. Seit 2010 ist die Erwerbsquote der Frauen von 75,3 auf 80,8 Prozent angestiegen – bei Müttern sogar um elf Prozentpunkte im Vollzeitäquivalent. Ältere Arbeitnehmende sind häufiger erwerbstätig, Jugendliche finden rascher Anschluss. Zuwanderung ergänzt also – sie ersetzt nicht. Die Annahme, dass jede durch Zugewanderte besetzte Stelle zu Lasten eines inländischen Arbeitsplatzes geht, ist längst widerlegt. Ohne den zusätzlichen Talentpool wäre der hohe Wohlstand der Schweiz nicht möglich.

Zuwanderung mindert den demografischen Druck

Zuwanderung sorgt auch für Entlastung im Bereich der Sozialwerke. Die Alterung der Gesellschaft ist längst Realität: Der Altersquotient – also das Verhältnis von Rentnerinnen und Rentnern zu Erwerbstätigen – ist seit Einführung des Freizügigkeitsabkommens von 25 auf 31 Prozent gestiegen. Selbst bei moderater Zuwanderung wird die Zahl der 20- bis 64-Jährigen ab 2030 langsamer wachsen als die Gesamtbevölkerung. Immer mehr Rentnerinnen und Rentner stehen immer weniger Erwerbstätigen gegenüber.

Laut Berechnungen des Bundesamts für Sozialversicherungen tragen Personen aus dem EU und EFTA-Raum rund 27 Prozent zur beitragspflichtigen Lohnsumme der AHV bei, beziehen aber lediglich etwa 15 Prozent der Leistungen.

Strukturelle Reformen bleiben notwendig

Allerdings wird Zuwanderung allein nicht reichen, um die demografische Arbeitskräftelücke zu schliessen. Der 21. Observatoriumsbericht zeigt es schwarz auf weiss: Selbst bei einer durchschnittlichen jährlichen Nettozuwanderung von 50’000 Personen – wie im Referenzszenario des Bundes unterstellt – wird das Wachstum der verfügbaren Arbeitskräfte ab 2040 stark ab-nehmen und danach nahezu stagnieren. Die Austritte aus dem Arbeitsmarkt sind zu zahlreich, um allein durch Migration kompensiert zu werden. Wenn wir unseren Wohlstand sichern wollen, müssen wir auch das inländische Arbeitskräftepotenzial stärken – etwa durch eine höhere Erwerbsbeteiligung älterer Arbeitnehmender und durch Anreize für eine längere Verweildauer im Erwerbsleben. Weniger Arbeitskräfte bedeuten weniger Produktion – und damit weniger Wohlstand für alle. Deshalb führt langfristig kein Weg an einer Erhöhung des Rentenalters vorbei.

Verlässliche Rahmenbedingungen für die Zukunft

Damit Zuwanderung gezielt wirken kann, braucht es ein verlässliches Umfeld. Unternehmen sind auf klare Regeln, funktionierende Prozesse und wirtschaftliche Planungssicherheit angewiesen – gerade im internationalen Wettbewerb um Fachkräfte.

Ohne stabile Beziehungen zur EU geraten nicht nur Rekrutierung und Standortattraktivität unter Druck – sondern auch die wirtschaftliche Planungssicherheit. Die künftige Ausgestaltung der bilateralen Beziehungen wird derzeit innenpolitisch diskutiert. Der Schweizerische Arbeitgeberverband wird diesen Prozess konstruktiv und mit wirtschaftlichem Augenmass begleiten.

In den nächsten Jahren muss die Schweiz entscheiden, wie sie auf die demografische Herausforderung reagieren will. Der 21. Observatoriumsbericht zeigt klar: Zuwanderung wirkt trotz Dichtestress und Druck auf den Wohnungsmarkt in der Summe deutlich positiv – sie stärkt die Beschäftigung, stabilisiert die Sozialwerke, federt die Alterung ab und schafft Wohlstand.

Der Artikel stammt von der Website des Schweizerischen Arbeitgeberverbands.

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